Netzkabel In-Akustik Referenz-2404 Air – HiFi Test

Lesedauer: ca. 9 Minuten
AC 2403 AIR Reference | Bild: in-akustik

Wer die Firma In-Akustik einmal näher in Augenschein genommen hat, der wird vielleicht auf die Idee kommen, sein Akustik verfeinerndes Zubehör künftig selbst dort abzuholen. Liegt die Firma Inakusik doch im leicht verträumten Ballrechten-Dottingen im Breisgau nahe am Schwarzwald.

Denn Ballrechten Dottingen ist durchaus eine Reise wert. Orte wie Staufen, Sulzburg, Bad Krozingen und nicht der zuletzt gut erreichbare Kaiserstuhl bei Breisach sind mehr als eine Reise wert. Man könnte jetzt vermuten, dass die Mitarbeiter um Produktentwickler Holger Wachsmann in der sonnigsten Weingegend Deutschland selten nüchtern ihrer Arbeit nachgehen, aber entweder bedingt ein erhöhter Weinkonsum anstatt Kopfschmerzen kreative Effekte oder eben die als sehr entspannend empfundene Region. Auch das Zusammenspiel dieser Faktoren lässt sich nicht immer ausschließen.

Bei dem beeindruckend gefertigten Netzkabel In-Akustik Referenz-2404 Air kann ich mir nur vorstellen, dass die Idee bei einem genussvollen Glas Spätburgunder in einer ruhigen Ecke einer der vielen dort ansässigen Weinkellereien oder Straußwirtschaften entstanden ist.

Der Aufbau

Die Idee, bei einem Netzkabel anstatt wie handelsüblich drei adrige Leitungen fünf zu verwenden, kennt man schon dem Kabel Van den Hul Mainstream Hybrid. Um den mittig verlegten Schutzleiter verlaufen jeweils zwei stromführende Außenleiter und zwei Neutralleiter. Erzeugt diese Methode doch mehr Schub, weil sie einfach mehr Reserven bietet.

Netzkabel AC-2404 AIR von in-akustik
AC-2404 AIR | Bild: in-akustik

In-Akustik hat sich des Themas noch einmal angenommen und einige neue klangverbessernden Maßnahmen einfließen lassen, die allerdings den Aufwand in der Produktion erheblich erhöhen.

Beginnt das Kabel am Stromstecker noch im üblichen Durchmesser eines dickeren high-endigen Kabels, weitet es sich nach einigen Zentimetern, um erst am Ende wieder auf die ursprüngliche Größe zusammenzulaufen. Was passiert dazwischen? Die fünf Leitungen mit 1,5 mm² Durchmesser werden in einer Art Kunststoffskelett weitergeführt, welche durch spezielle Clips miteinander verbunden werden.

Das Kabel behält durch diese Clips trotz der Konstruktion – ähnlich der einer Wirbelsäule – einigermaßen seine Flexibilität. Jede Leitung erhält dabei in der Führung seine eigene Bohrung und verbleibt im definierten Abstand zueinander. Und das alles – ich beziehe mich auf die außen liegenden Stromkabel – verläuft optisch wie ein Korkenzieher, um bei dem obigen Thema Wein zu bleiben, gedreht durch dieses Skelett hindurch. Biologen werden es eher mit dem Aufbau eines DNA Strangs vergleichen wollen. Mittig läuft das Erdungskabel. Das bedeutet, bei der Produktion muss jede Leitung einzeln und säuberlich durch dieses Skelett geführt werden.

Da In-Akustik diese Kabel in unterschiedlichen Längen anbietet, kann man sich leicht den hohen manuellen Arbeitsaufwand dafür vorstellen. Letztendlich spiegelt sich dies dann – allerdings in diesem Fall für jeden Hifi Enthusiasten auch offensichtlich – im Preis wider. Gesondertes Isoliermaterial zwischen den Leitungen? Fehlanzeige. Nur außen verläuft um das Skelett herum ein feines metallisches Geflecht, welches die elektrischen und elektromagnetischen Einstrahlungen abfängt.

Über dem metallischen Geflecht gibt es zusätzlich ein schwarzes Polethylen-Netz aus Monofilen, das die Verkabelung kompakt halten und gleichzeitig mögliche Mikrovibrationen mildern soll. In-Akustik spricht hier liebevoll von einem PE-Network Jacket. Im Inneren aber werden die einzelnen Leitungen durch die Kunststoffverrohrung auf Abstand gehalten, bis sie ein paar Zentimeter vor den Steckern wieder auf das übliche Niveau zusammengefasst werden, damit die Steckeraufnahme die Litzen aufnehmen kann.

In-Akustik bezeichnet dies als „Air-Helix“ Aufbau und wirbt damit, dass diese Konstruktion einzigartig ist. Luft übernimmt hier die Rolle eines Isolators. Die Idee, Kabelwege voneinander zu trennen und zu verdrillen, ist zwar nicht neu, aber in der hier erfolgten Konstruktionsidee darf man die Umsetzung aktuell ruhig als neue Herangehensweise und als einzigartig bezeichnen. Wer das In-Akustik Kabel Atmos Air kennt, weiß, dass die In-Akustik Entwickler bereits Erfahrungen in diesem Bereich mitbringen. Gegenüber der klassischen Form der Isolation reduziert Luft die sonst dämpfende Wirkung.

Physikalischer Hintergrund

Was ist das Ziel einer solchen Konstruktion? Es ist klar, dass zwischen den Kabelwegen Interferenzen der einzelnen Kabel untereinander entstehen. Legt man also die Kabel in einer gewissen Entfernung zueinander, reduziert sich deren Interferenzverhalten. Im Fachjargon spricht man von einem Luft-Dielektrikum, welches so für geringere Kapazitäten sorgt.

Auch bei den anderen Komponenten lässt sich In-Akustik nicht lumpen. Zur Reduzierung von Übergangswiderständen setzen die Entwickler des Hauses Rhodium beschichtete Stecker ein. Dies gilt zumindest für die hier getestete Variante mit hochwertigen Strom- und Kaltgerätesteckern. Die wiederum müssen mit kräftiger Hand in die Steckdosen gesteckt werden.

Diese Stecker sollten immer mit etwas Bedacht aus der Steckdose gezogen werden, weil sonst eine Steckdose, die nicht hundertprozentig verklemmt ist, hinterherkommen könnte. Die geringen Toleranzen verhindern zudem die oft typischen Kippbewegungen des Steckers, wenn dieser ein schweres Kabel zu halten hat. Damit wird ebenfalls der Übergangswiderstand erfolgreich verringert. Umzogen ist das Kabel mit einem dichten Schirmgeflecht aus verzinntem Kupfer. Hiermit werden einerseits Einflüsse durch hochfrequente Störfrequenzen erheblich reduziert, andererseits entstehen so aber auch keine Störfelder, die wiederum benachbarte Audiokomponenten negativ beeinflussen können. Die Verzinnung des Kupfers verhindert wohlweislich die Oxidation.

Weiterer Aufwand entsteht durch die Qualitätssicherung. Neben der CE Konformität und dem Schutzleiter nach Schutzklasse 1 wird jedes einzelne Kabel hinsichtlich Funktion, Isolation und Hochspannung vor der Auslieferung überprüft.

Werbung:

Manger Speaker
AC-2424-AIR-Reference
AC-2404 AIR ausgepackt in Transportbox | Bild: Thomas Terrail

Der Höreindruck

Der geplante Hörtest bot also gute Voraussetzungen, um sehr genau hinzuhören. Ging es doch um eine möglichst authentische Klangwiedergabe. Aber einen in dieser Form abweichenden Aufbau von am Markt befindlichen hochwertigen Kabeln gab es im Test noch nicht.

Im direkten Vergleich zeigen sich dann auch Unterschiede zu einem Kabel in ähnlich hoher Preisklasse, wenn auch im geringen Maße. Die Musikinstrumente spielen in einer freieren Umgebung und bieten etwas mehr an Feinheit beziehungsweise Selektion. Allerdings war auch nicht viel mehr zu erwarten, egal ob das Netzkabel am Verstärker oder am Quellgerät geführt wird. Es zeigt aber auch, dass andere hochwertige Anbieter auch gute Kabel produzieren können.

Der klangliche Unterschied ist aber hörbar, wenn er auch der Effekt mit einem Röhrenverstärker etwas größer zu sein schien als mit einem Digitalverstärker. Bisherige Erfahrungen zeigen aber, dass die klanglichen Effekte zunehmen, wenn das Quellgerät und der Verstärker mit einem identischen Kabel ausgestattet werden. Da In-Akustik mit der gesamten „Referenz Selection“ Serie auch NF- und Lautsprecherkabel nach ähnlichem Prinzip fertigt, mit dem man seine komplette Anlage ausstatten kann, sollte einem deutlicheren klanglichen Sprung nichts im Wege stehen.

Die Stärke des Netzkabels liegt in dem Umgang mit Stromspitzen. Insbesondere bei stark beziehungsweise etwas länger andauernden bassbetonten und dynamischen Musikpassagen wird der Stromversorgung und damit auch dem Netzkabel sehr viel abverlangt. Diese Spitzen erzeugen starke Magnetfelder, die im Endeffekt den effektiv nutzbaren Leiterquerschnitt reduzieren – und einen Leistungsverlust erzeugen. Intensität und Dynamik lassen nach. Aufgrund seiner einzigartigen Konstruktion mit mehreren voneinander losgelösten Leitungsadern scheint das In-Akustik Kabel dagegen gefeit und die Problematik des sogenannten Skin-Effekts stark reduzieren zu können. Die Impulse behalten ihre Stärke und halten die Musik durchweg auf einem – sagen wir „genussfreundlichen“ – Niveau.

Neben den handelsüblichen Längen – im Test kam die Version mit 1,50 Metern zum Einsatz – werden auch größere Längen bis zu drei Metern im In-Akustik Katalog angeboten. Individuell angefragte Längen von Kunden sind allerdings ebenso möglich.

Qualitätszertifikat | Bild: Thomas Terrail

Das Fazit

Zum Abschluss kann man sagen, dass In-Akustik mit dem Referenz AC 2404 Air eine neue Tür für die Hifi Welt aufgestoßen hat. Mir persönlich waren ähnliche Maßnahmen nur von Tunern wie Clockwork bekannt, die die sonst eng zusammengefassten kleinen Kabel mit geringem Stromfluss innerhalb des CD-Players auflösten, um die klanglichen Eigenschaften nicht mehr so gepresst wirken zu lassen.

Die Entwickler von In-Akustik haben sich nun den typischen Problemen eines Stromkabels angenommen, die sich nicht einfach mit einem dicken oder gut geschirmten Kabel lösen lassen. Es sind die Feinheiten, die die Messlatte noch ein wenig höher legen. Mit dem konzentrierten Blick auf die Schwächen hat es das Entwicklerteam geschafft, über den Tellerrand zu schauen. Mehr noch, es hat von außerhalb auf den Teller geschaut und bisher ungelöste Schwachpunkte von einer neuen Seite her betrachtet.

Ob es sich preislich lohnt, ca. 1.600 € wie bei dem Testmodell in ein innovatives Stromkabel zu investieren, muss jeder selbst entscheiden. Aber wichtig erscheint mir, dass man es in jedem Fall ausprobieren sollte. Hierzu kann man als interessierter Kunde einfach bei In-Akustik nachfragen.

Während man bei der Kabelfraktion gelegentlich von überzogenen Angebotspreisen spricht, wird der besonders hoch anzusetzende zeitliche Aufwand für die aufwendige und mit Geduld durchzuführende, rein manuelle Arbeit schon in den gezeigten Produktbildern sichtbar und ist möglicherweise damit einfacher zu honorieren.

Dieses Kabel entsteht in einer Manufaktur, nicht in einem Betrieb für Massenfertigung, so dass es sich mit jedem produzierten Stück um Einzelanfertigungen aus dem verträumten Ballrechten-Dottingen handelt.

Das Schlimme daran ist, dass der Weinkonsum, und das auch noch in einer etablierten Weinregion, die Qualität des Kabels vermutlich kontraproduktiv beeinflussen würde. Wer mal vor Ort war, der wird die Investition in das neue Kabel eher als Schmerzensgeld ansehen, denn diese Art der Manufaktur erfordert eine ruhige Hand – und damit Verzicht. Den Hörer wiederum wird es freuen.

AC 204 AIR Schukostecker
Schukostecker AC 204 AIR | Bild: in-akustik

Technische Daten

  • Air-Helix-Aufbau
  • Luft-Dielektrikum sorgt für extrem geringe Kapazitäten
  • 4 (2×2) x 1,5 mm² Kupferleiter
  • Schutzleiter (Schutzklasse 1)
  • Rhodium beschichtete Kontakte
  • Einzeln geprüft (Funktion, Isolation, Hochspannung)
  • Dichtes Schirmgeflecht aus Kupfer mit Oxidationsschutz (verzinnt)
  • PE-Network Jacket
  • CE konform
  • Mit Zertifikat
  • Bemessungsspannung: 250 V AC
  • Bemessungsstrom Schuko auf C19: 16 A
  • Bemessungsstrom Schuko auf C13: 10 A
  • Temperaturbereich: 0 – 40°C

Der Preis

High-End Version Netzkabel, In-Akustik Referenz 2404 Air, 1,50 m Länge, ca. 1.600 €

Hersteller

in-akustik GmbH & Co. KG
Untermatten 12 – 14
79282 Ballrechten-Dottingen
Telefon: +49 7634 5610 0
Telefax: +49 7634 5610 80
E-Mail: info@in-akustik.de

in-akustik-Logo
Nach oben scrollen
Cookie Consent mit Real Cookie Banner